Die letzten Tage fuhr ich dienstlich einen BMW X1 20i XDrive als Leihwagen und möchte kurz meine (subjektiven) Eindrücke schildern. Grundsätzlich handelt es sich um ein schönes und grundsolides Auto, welches seitens seiner Außenabmessungen stark mit dem Tucson vergleichbar ist. Dennoch hat mich das Auto enttäuscht und weder ich noch meine Frau würden uns dieses Auto zulegen.
Steigt man im X1 ein, erfreuen zunächst die tresorartig satt schließenden Türen. Einmal Platz genommen, überrascht der Innenraum mit seiner Enge. Denn äußerlich wirkt er deutlich größer als innen. Die Materialien sind hochwertiger als im Tucson, dennoch kommt kaum Wohlfühlambiente auf. Das Cockpit mit den eng zusammenstehenden Rundinstrumenten wirkt klein und gedrängt, das aufgesetzte Navi mit seinen 6 Zoll ist vergleichsweise unterdimensioniert. Die Sitze wirken ebenfalls eine Nummer kleiner, als wir das im Tucson gewöhnt sind. Stelle ich den Fahrersitz auf meine Größe ein (188 cm), kann ich hinten gar nicht mehr sitzen, da muss ich meine Knie total schräg stellen.
Das typische SUV Gefühl, hoch und in einer Trutzburg zu sitzen, kommt nicht einmal ansatzweise auf. Wüsste ich nicht, in was ich da Platz genommen habe, würde ich von einem normalen PKW oder Mini-Van ausgehen. Der Kofferraum scheint mir vom Volumen ziemlich identisch zum Tucson zu sein, allerdings verfügt der BMW nicht über ein Sichtschutzrollo, sondern über eine harte Hutablage die an zwei Schnüren hängt, so wie man das üblicherweise von Kompaktwagen kennt. Überhaupt erinnert der Innenraum sehr stark an einen normalen, kleinen 1er BMW, wie mein Sohn einen fährt.
Der Benzinmotor hat 192 PS, läuft sehr kultiviert und zieht auch ganz passabel, wenn man ihn denn hoch dreht. Beim gemütlichen Cruisen mit wenig Drehzahl fühlt er sich im Vergleich zum dicken Tucson Diesel sehr schlapp an, was in der Natur der Sache liegt. Den sparsamen Selbstzündern und Drehmomentriesen wurde leider erfolgreich ein vernichtendes Image angedichtet und es müsste wohl eher ein Wunder geschehen, als das der Diesel noch mal so populär wird, wie er es bis vor kurzem noch war.
Das Fahrwerk wirkt sehr geschmeidig und schluckfreudig, mir persönlich ist es aber zu weich abgestimmt. Die Bremsen des Tucson reagieren ja auch ziemlich giftig, aber so brachial wie im BMW X1, das empfand ich extrem übertrieben. Einmal kurz angetippt und man macht fast eine Notbremsung. Das gefällt mir leider auch nicht.
Unterm Strich bin ich enttäuscht, vor allem weil ich eigentlich ein großer Fan der Marke BMW bin. Ich hatte mich nie mit diesem Auto beschäftigt, fand es aber rein äußerlich betrachtet immer sehr attraktiv und hätte deutlich mehr erwartet, vor allem, da der X1 in diversen Vergleichstests oft als einer der Sieger hervorging und besonders für seine Raumökonomie und Fahrdynamik gelobt wurde. Für mich rangiert der X1 mindestens eine Klasse tiefer als der Tucson, jedenfalls was Sitzhöhe und Raumangebot betrifft. Für mich ist der Hype absolut unverständlich, den diverse Profi-Autotester beim X1 betreiben haben.