Wechsel der Bremsscheiben und der Beläge

  • Also ein ganz normaler Scheiben- und Belagwechsel. Habe ich auch schon zig mal getätigt.
    Was mich stutzig macht; Du schreibst niemals Kupferpaste auf die Radbolzen. Mache ich schon seit eh und je. Genauso die Rückseite der Bremsbeläge (wo sie anliegen) schmiere ich damit ein. So quietschen sie nicht. Habe, wegen der Radbolzen, noch nie ein Bolzen, geschweige denn ein Rad, verloren. Auch die Anzugdrehmomente waren danach nie weniger. Im Genteil, wenn ich Räderwechsel mache und ich sehe keine Kupferpaste auf den Bolzen, werden sie sofort damit behandelt. Seither nie Probleme mit an- und abschrauben gehabt.

    Tucson Intro Edition 2.0 CRDI 136PS AWD Automatik

  • Kupferpaste auf die Rückseite der Bremsbelege ist in jeder seriösen Werkstatt das Mittel zur Beseitigung des Bremsenquitschens.
    Die Paste auf die Stehbolzen oder Radschrauben... macht man eigendlich nicht, obwohl bei Anzug der Muttern/ Schrauben mit entsprechendem Drehmoment nichts passieren dürfte.
    Was allerdings eine sehr sinnvolle Sache ist, ist das behandeln der Radnabe ( Sitz und Führung des Felge in der Mitte) entweder mit wenig Fett oder Kupferpaste. Ich mache dies seit Jahrzehnten so und habe noch eine festsitzende Felge gehabt.

  • Also ein ganz normaler Scheiben- und Belagwechsel. Habe ich auch schon zig mal getätigt.
    Was mich stutzig macht; Du schreibst niemals Kupferpaste auf die Radbolzen. Mache ich schon seit eh und je. Genauso die Rückseite der Bremsbeläge (wo sie anliegen) schmiere ich damit ein. So quietschen sie nicht. Habe, wegen der Radbolzen, noch nie ein Bolzen, geschweige denn ein Rad, verloren. Auch die Anzugdrehmomente waren danach nie weniger. Im Genteil, wenn ich Räderwechsel mache und ich sehe keine Kupferpaste auf den Bolzen, werden sie sofort damit behandelt. Seither nie Probleme mit an- und abschrauben gehabt.

    @AW-D


    Drehmoment


    Vom Anzugsmoment über die Vorspannung zur Klemmkraft


    Das Funktionsprinzip einer geschraubten Verbindung besteht im Zusammenfügen mehrerer Bauteile unter Verwendung von Verbindungselementen wie Schrauben und Muttern, ggf. unter Hinzufügung einer geeigneten Schraubensicherung. Das Anziehen einer Schraubverbindung bewirkt eine axiale Kraft verbunden mit einer geringen elastischen Verformung des Schraubenschaftes und des Werkstücks.


    Als Drehmoment bezeichnet man dabei die physikalische Kraft, die über einen definierten Hebel rechtwinklig auf eine Drehachse wirkt (senkrechte Rotationsbeschleunigung). Das Drehmoment ist das Vektorprodukt von Kraftarm mal Kraft und wird gemäß Internationalem Einheitensystem (SI) in Newtonmeter gemessen.


    Über das Zusammenspiel mit der physikalischen Keilwirkung des Schraubengewindes wird die Vorspannkraft erzeugt. Sie wirkt in Richtung der Schraubenachse auf die zu verbindenden Bauteile. Die Vorspannung ist somit die Kraft, die die Bauteile zusammenhalten soll. Hieraus resultiert schließlich die Klemmkraft, mit der die verschraubten Komponenten aufeinandergepresst werden und die sich hinterher bei Belastung wie ein Bauteil verhalten sollen. Die Reibung (Haftreibung, Selbsthemmung) verhindert das selbsttätige Lösen der Schraubverbindung.


    Einflussfaktoren Schraubtechnik


    Zahlreiche Störfaktoren können die Festigkeit der Schraubverbindung beeinflussen. So ist beispielsweise die Reibungszahl einer Schraube u.a. abhängig von Materialeigenschaften, Gewindegeometrie, Temperatur und Drehgeschwindigkeit. Auch die Qualität und der Wartungszustand des verwendeten Werkzeugs schlagen sich nieder. Nicht zuletzt spielt außerdem der "menschliche Faktor" eine beeinflussende Rolle: Handhabt der Arbeiter sein Werkzeug sachgemäß oder nicht?


    In der Komplexität der Einflussfaktoren stellt sich das Bestimmen der erzielten Vorspannkraft als äußerst aufwändig dar und bleibt am Ende doch mit etlichen Unsicherheiten behaftet. Weit einfacher und damit sowohl exakter als auch kostengünstiger ist das in die Schraubverbindung eingebrachte Montagedrehmoment zu ermitteln.


    Daraus resultiert, wenn man z. Bsp. Kupferpaste auf das Gewinde eines Bolzen aufbringt, verändert man gravierend die Reibungszahl sowie die Materialeigenschaften (das angegebene Montage- Drehmoment für alle Schraubverbindungen wird im trockenen Zustand ermittelt, also Metall auf Metall). Da die Vorspannkraft die eigentlich wichtige Größe ist, wird diese durch die geänderten Reibeigenschaften der Kupferpaste (Fette, etc.) wesentlich verändert.


    Somit wird bei gleicher Drehmomenteinstellung die Klemmkraft deutlich erhöht, was zu einer Beschädigung der Verbindungen oder zu verbindenden Materialien führen kann (nicht muss). Also insofern bin ich sehr vorsichtig beim Einsatz von Fetten bei Drehmomentabhängigen Verbindungen.


    So habe ich es jedenfalls mal gelernt, aber mit der Zeit vergisst man ja doch das Eine oder Andre und eine Diskussion ist es immer wert!


    Beste Grüße


    Roger

  • @Rog.Me
    Du hast vollkommen recht, so macht man es und so wird es heute gelehrt. Jeder Kfz.-Mechatroniker winkt mit dem erhobenen Zeigefinger, wenn er etwas von Fett auf den Radbolzen hört.


    Zu meiner Zeit, als es noch Kfz.-Schlosser gab, hieß es noch, nichts wird trocken zusammengeschraubt. Räder wechsel ich seit paar Jahrzehnten und immer ein ganz wenig Fett auf die Radbolzen und ganz viel Fett in die Mitte, dort wo das Rad zentriert wird. Nach dem Wechsel alles mit Drehmomentschlüssel anziehen. Dann eine Runde um den Ort - Räder nachziehen und nach 50 bis 100 km nochmal nachziehen. Da war noch nie ein Bolzen oder Mutter oder gar das ganze Rad locker. Beim nächsten Wechsel sitzen die Schrauben noch fest, aber der Wechsel geht leicht von statten. Die Gefahr ist meiner Meinung nach größer, das Material zu zerstören, wenn man eine festgerostete Schraube hat, dass es nur so knarrt und quietscht oder gar das ganze Rad mit dem Vorschlaghammer traktiert oder erstmal mit angelösten Schrauben um den Block fährt um das Rad zu lösen. Habe ich alles schon gesehen, und das in Werkstätten. :(
    Ein größerer Fehler ist es für meine Begriffe, angerostete Schrauben mit dem Drehmomentschlüssel anzuziehen. Dann erreicht man niemals das vorgeschriebene Drehmoment an der Verbindung.
    Aber jeder wie er mag und jeder hat für sein Tun die Verantwortung. :)

  • @Ubs
    Muttern, Bolzen, Stehbolzen reinige ich nach der Demontage immer mit Fittingbürsten und reinige sie anschließend mit Bremsenreiniger. Ich denke es spricht auch nichts gegen einen Hauch von Fett oder Öl. Du hast absolut Recht!! :thumbup: Mit Rost mechanische Verbindungen herzustellen gibt die gleichen Probleme wie oben beschrieben, wenn nicht schlimmer - nur das man spätestens beim nächsten Mal nichts mehr gelöst bekommt.
    Die Bremssättelauflagen/-führungen an den Radnaben behandel ich nach der mechanischen Reinig ausgibig mit Kupferpaste um das Festrosten der Scheiben zu verhindern.
    Solche o.a. Fittingbürsten kann ich jedem nur empfehlen! Sie erleichtern die anschließenden Montagen sehr.

  • Mag ja sein, dass die Wissenschaft es anders sieht - und scheinbar auch bewiesen hat. Aber ich habe noch keine negativen Erfahrungen damit gemacht. Bei neuen Scheiben wird selbstverständlich auch die Radnabe gesäubert und eingeschmiert. Genauso die Bremszangen. Wenn ich 'einschmieren' schreibe, dann meine ich nicht mit Spachtel sonder mit bedacht an den nötigen Stellen. Auch die Auflage der Alufelgen auf der Bremsscheibe wird nicht vergessen.
    Wenn es aber so gravierend falsch und lebensbedrohlich wäre, dann hätte ich doch von zig Werkstätten schon darauf hingewiesen werden müssen, oder nicht? Wenn jeder 'Gelernte' mit erhobenen Zeigefinger der Sache gegenübersteht.
    Und wie sich die einzelne Begriffe fachlich richtig nennen, ist mir xxx , denn man kann nicht alles wissen.

    Tucson Intro Edition 2.0 CRDI 136PS AWD Automatik

  • Gute Anleitung. Danke dafür.


    Für die Kritiker:
    Kupferpaste nimmt man heutzutage eigentlich nicht mehr. Plastilube oder Keramikpaste sollte vorgezogen werden.


    Schrauben sollten eigentlich nicht geschmiert werden, höchsten falls ein bisschen am Konus.


    Fetten der Radnabe ist auch nicht so wichtig, wenn man sie vor Montage des Rades schön blank macht (Flex mit Drahtscheibe).
    Eine Kleine Mini-schicht schadet aber auch nichts.


    Ein bisschen Plastilube am Überstand/Radaufnahme sollte eigentlich Pflicht sein. Habe schon Fälle gehabt...., besonders Leute
    mit Ganzjahresreifen.


    Und Räder mit Radkreuz anziehen, bitte vermeiden, da sich damit auch das Thema Fett auf Radbolzen auch erübrigt hat. Eben
    mal 200Nm und mehr schadet den Bolzen/Muttern wohl etwas mehr.


    LG aus Oldenburg

    Hyundai Tucson 1.6GDI 132PS, EZ 23.10.2017

  • Hallo zusammen smile.png Dieses Wochenende habe ich nun auch die Bremsen auf der Hinterachse geschafft. Wie angekündigt habe ich mein kleines "making of" ergänzt und dabei auch noch ein wenig aktualisiert. Ich stelle es hier noch einmal ein. Vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen. Für positives Feedback bin ich genauso dankbar wie für Kritik oder Verbesserungsvorschläge. Nicht aus unseren Erfolgen lernen wir, sondern aus unseren Niederlagen - insofern gibt es niemanden der ausgelernt hat thumbup.png.
    Beste Grüße
    Roger

  • @ Rog.Me hälst du uns denn auf dem Laufenden was Bremsleistung und Verschleiß bei deiner Kombination von Teilen angeht? Besser als die original Teile sollte es ja Wohl sein, weil die ja augenscheinlich nicht lange halten.